Beitrag zum Jahresmotto "nachHALTig" 2024
Ziel 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden
Wie sähe eine Welt aus, in der Menschen genügend Mittel haben, um sich ein würdiges Leben samt gesellschaftlicher Teilhabe leisten zu können? Die Vereinten Nationen haben ein visionäres Ziel gesetzt: Bis 2030 soll der Anteil der Menschen, die in Armut leben, gemessen an nationalen Definitionen mindestens halbiert werden.
Was bedeutet Armut?
In einem reichen Land wie Deutschland wird Armut relativ im Vergleich zum Lebensstandard der Bevölkerung definiert: Armutsgefährdet ist demnach, wer über ein Einkommen unterhalb von 60% des mittleren Einkommens verfügt. Damit wird deutlich, dass es um die ungleiche Verteilung von Chancen für Menschen am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen geht. In Deutschland gelten 16,9 Prozent der Bevölkerung als armutsgefährdet.
Die Ursachen von Armut sind vielfältig und haben häufig strukturelle Hintergründe. In Deutschland gibt es einen großen Niedriglohnsektor, dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit aufgrund fehlender Ersparnisse bei Arbeitslosigkeit in die Armut abzurutschen. Menschen mit Migrationsgeschichte, ältere Menschen, Alleinerziehende und Frauen haben ein höheres Armutsrisiko.
Kinderarmut in Deutschland
Kinder sind aufgrund der familiären Situation, in die sie hineingeboren wurden, von Armut betroffen. Daher muss Kinderarmut mit familienpolitischen Verbesserungen bekämpft werden. In Deutschland sind 2,88 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet. Das ist mehr als jedes fünfte Kind. In Sachsen sind es laut der Bertelsmannstudie von 2019 12,2 % aller Kinder. Besonders armutsgefährdet sind Kinder von Alleinerziehenden und Familien mit drei oder mehreren Kindern, da sie aufgrund der Betreuungssituation oft nur Teilzeit arbeiten können.
Die Folgen von Kinderarmut sind vielfältig und gravierend. In dieser Lebensphase wird der Grundstein für das weitere Leben gelegt. Kinder, die von Armut betroffen sind, sind häufiger schlechter in der Schule. Dies hat komplexe Faktoren, welche die Ungleichheitsforschung analysiert. Vor allem sind es ungleiche Start- und Lernbedingungen zu Hause sowie ungleiche Bewertungen durch Lehrer*innen. Von Armut betroffene Kinder können außerdem nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, da für viele Freizeitaktivitäten bzw. außerschulische Bildungsangebote das Geld fehlt. Dies kann zu Isolation und Stigmatisierung im Umfeld führen. Auch gesunde Ernährung ist häufig an finanzielle Ressourcen gekoppelt.
Unser Beitrag als Kinderschutzbund
Der Kinderschutzbund sieht sich als Lobbyverein für die Rechte von Kindern. So setzt der Bundesverband sich auf politischer Ebene für die Bekämpfung von Kinderarmut ein. Er forderte als Teil des Bündnisses Kindergrundsicherung seit 2009 die Einführung der Kindergrundsicherung, um betroffenen Kindern bessere Startchancen zu bieten. Es bleibt abzuwarten, wie die aktuelle Regierung die Kindergrundsicherung, die Teil des Koalitionsvertrags ist, umsetzen wird.
Im Ortsverband Leipzig ist es uns wichtig, unsere Angebote regelmäßig auf finanzielle und andere strukturelle Hürden zu überprüfen. Viele unserer Angebote sind kostenfrei oder auf Spendenbasis. Wir unterstützen Kinder und Jugendliche dabei, sich im Stadtteil oder in lokalen Gremien Gehör zu verschaffen. Außerdem begleiten wir Schüler*innen beim Gestalten von gesundheitsfördernden Projekten. Um auch Eltern bei ihrer Problembewältigung zu unterstützen, bieten wir Elternkurse sowie Elternberatung an. Hier beraten wir auch zu finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten. Des Weiteren gehört auch die Sozialpädagogische Familienhilfe, welche Familien in schwierigen Lebenslagen begleitet, zum Leistungsangebot des Leipziger Kinderschutzbundes.
Kinder haben Armut nicht gewählt.
Quellen:
- https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/was-ist-bne/was-ist-bne_node.html
- https://www.bmz.de/de/agenda-2030/sdg-1
- https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/516505/armut-in-deutschland-waechst/
- www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/291_2020_BST_Facsheet_Kinderarmut_SGB-II_Daten__ID967.pdf
- https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/soziale-ungleichheit-354/520843/soziale-herkunft-und-bildung/