Beitrag zum Jahresmotto 2024 "nachHALTig"
Ziel 10: Weniger Ungleichheit
Das zehnte Ziel erinnert uns daran, dass wir in einer Welt der Ungleichheit leben. Wir unterscheiden uns nach Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung, Herkunft, Wohnort und vielen anderen Kategorien. Das ist an sich nichts Schlimmes, sondern Ausdruck unserer Vielfalt. Gefährlich wird es aber, wenn aus der Ungleichheit eine Ungleichbehandlung wird, wenn also Menschen aufgrund ihres Seins von bestimmten Gütern ausgeschlossen werden. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz nennt insgesamt sechs Diskriminierungsmerkmale (d.h. Kategorien, in denen Menschen diskriminiert werden können):
- Ethnische Herkunft
- Geschlecht / Geschlechtliche Identität
- Religion / Weltanschauung
- Behinderung / chronische Krankheiten
- Alter
- Sexuelle Identität
Aber die Diskriminierung geht noch weiter. Schließlich gibt es auch Ungleichbehandlungen aufgrund des sozialen Status, des Bildungsniveaus oder auch des Wohnortes. Dabei hat Ungleichbehandlung verschiedene Gesichter: Mal kommt sie ganz deutlich und offen zum Vorschein, wie in queerfeindlichen Kommentaren unter Instagram-Beiträgen, mal eher versteckt, wie in einem generellen Kopfbedeckungsverbot an bestimmten Schulen. Fakt ist: Viele Menschen in Deutschland erleben Diskriminierung - und das zum Teil täglich: am Arbeitsplatz, in der Schule, im öffentlichen Raum, im Netz.
Unsere Aufgabe
Diskriminierung betrifft nicht nur Erwachsene. Kinder machen schon früh Erfahrungen mit Ungleichbehandlung - können diese aber oft noch nicht als solche einordnen. Als Kinderschützer*innen ist es unsere Aufgabe, sie auch vor solchen Dingen zu bewahren. Dabei geht es nicht nur darum, betroffene Kinder zu begleiten, sondern auch auf Strukturen und Institutionen einzuwirken, die Diskriminierung aufrechterhalten. Wir müssen also das Umfeld verändern, in dem die Kinder leben: Eltern, Pädagog*innen sowie alle, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen, müssen sensibilisiert werden, damit Diskriminierung in der Erziehung und sozialen Teilhabe von Kindern keinen Platz findet. Durch Bildung, Prävention und Aufklärung tragen wir dazu bei, dass Vorurteile abgebaut werden und Kinder eine Welt erleben, die sie nicht durch diskriminierende Barrieren einschränkt.
Und natürlich müssen wir uns als tätige Pädagog*innen auch selbst immer wieder kritisch hinterfragen, wo wir gelerntes diskriminierendes Verhalten selbst (unbewusst) in unserer Arbeit wiederholen. Dabei geht es nicht darum, sich selbst oder andere zu verurteilen, sondern darum, ein Bewusstsein zu schaffen.
Was können wir außerdem tun?
Viele von Diskriminierung Betroffene sind sich einig, dass Zuhören und Ernstnehmen ganz oben auf der Liste der Dinge stehen, die man tun kann, um zu helfen. Oft erleben Menschen nämlich, dass ihre Diskriminierungserfahrungen heruntergespielt werden oder gar den Verantwortlichen und/oder Täter*innen mehr geglaubt wird. Bei der Auswahl von Bildmaterial sollte darauf geachtet werden, dass nicht nur eine vermeintliche Norm dargestellt wird, sondern eine Vielfalt von Menschen. Marginalisierte Gruppen sind in den verschiedenen Medien oft unterrepräsentiert, was Vorurteile verstärkt. Und nicht zuletzt ist es wichtig, Menschen mit Diskriminierungserfahrungen zu zeigen, dass wir ihnen als Pädagog*innen und Mitmenschen Schutzräume bieten wollen. Dazu ist es notwendig, auch dort zu widersprechen, wo uns Rassismus, Sexismus, Transfeindlichkeit und andere Diskriminierungsformen begegnen.
“Denn Veränderungen bedeuten ein Rütteln am Status quo. Veränderung ist Bewegung, sie ist unbequem. Wir müssen uns an Neues gewöhnen und Altbewährtes hinterfragen. Aber genau in dieser Veränderung liegt auch eine große Chance. Unsere Chance. Als Gesellschaft, als Weltbevölkerung und als Individuen.” (Tupoka Ogette, 2022: Und jetzt du. Rassismuskritisch leben)
O-Töne von Betroffenen:
https://www.youtube.com/watch?v=uezX4ri7_aM (Erklärvideo – Was ist Diskriminierung)
https://www.youtube.com/watch?v=l0CSXzHvFRM (Behindertenfeindlichkeit)
https://www.youtube.com/watch?v=xUvInzOzeeM (Jugendarmut)
https://www.youtube.com/watch?v=vKXna7kJXV8 (Bodyshaming)
https://www.youtube.com/watch?v=vKXna7kJXV8 (Zuschreibungen und Vorurteile)
https://www.youtube.com/watch?v=GjUjyhSSFl8 (Tupoka Ogette über Alltagsrassismus)
https://www.youtube.com/watch?v=VAcBZ1PsT7g (LGBTQIA)
https://www.youtube.com/watch?v=B-F4M7PseIg (Antiziganismus)
https://www.youtube.com/watch?v=8lx08bx5VKk (Facetten von Sexismus und Mysogonie)