Gesund aufwachsen – Die eigene Umgebung aus Kinderaugen betrachten
An dieser Stelle lade ich Sie herzlich zu einem kleinen Test ein. Keine Sorge, es gibt keine Bestrafung oder schlechte Noten, vielmehr vielleicht den Rückgewinn der kindlichen Perspektive in Ihrem Alltag. Also los:
Stellen Sie sich vor, ein Kind zu sein. Sie sind also ungefähr 1,17 Meter groß, können nur kurze Schritte gehen und um Sie herum sind fast alle Menschen größer. Alles geschieht etwas schneller, als sie das wahrnehmen können. Schwere Schulranzen, Instrumentenkoffer oder Turnbeutel mit zu langen Henkel lassen wir an der Stelle weg. Nicht, dass noch ungewollt Ihr Rücken zwickt. Und nun gehen Sie mit dieser Perspektive, des ungefähr 1,17 Meter großen Kindes, mit Trippelschritten, durch ihre Nachbarschaft, fahren vielleicht auch ein paar Haltestellen mit dem Bus oder der Bahn, überqueren die Straße zwischen zwei Autos und schauen auf diesem Weg nach spannenden Gegenständen.
Kommen Sie selbständig und ohne fremde Hilfe an alles, was wichtig wäre, zum Beispiel den Haltewunsch-Knopf oder das Treppengeländer? Was lädt das Kind in Ihnen zum Spielen ein? Der Spielplatz um die Ecke wahrscheinlich am ehesten, was ist mit dem Hinterhof oder dem Nachbarsgarten? Können Sie dort ungestört mit dem Ball spielen und sind dort vielleicht andere interessante Gegenstände oder Naturobjekte, an denen Sie herumexperimentieren wollen? Wie geht es Ihnen, wenn Sie auf dem Fußweg nach Herzenslust von Einhörnern, Dinosauriern oder der Ninjago-Welt träumen? Ist der Fußweg eigentlich sicher genug, um zu Ihren Freunden zu gelangen oder stören die Radfahrer und die parkenden Autos?
Ich könnte diesen Test sicherlich noch verlängern und weitere Fragen zu gesundheitsfördernden Aspekte in der Stadt stellen. Zum Beispiel nach der gesundheitlichen Chancengerechtigkeit oder den Bildungschancen in verschiedenen Stadtteilen. Oder zu verbliebenen zweckfreien Räumen zur Bewegung, der Natur, aber auch zum Rückzug, die in wachsenden, sich verdichtenden Städten kaum noch zu finden sind. Kinder lernen spielerisch. Sie haben ihr ganz eigenes Tempo und Vorgehen, um verschiedene Sachverhalte zu verstehen. Sie eignen sich Räume auf ihre Weise an, interpretieren diese in ihrem Sinne um und verändern deren Funktionen. So werden aus Baumresten Höhlen, Fahrzeuge oder Gebäude.
Kinder brauchen diese Räume zur Aneignung. Städte müssen dem gerecht werden, sonst wird das Aufwachsen für Kinder zunehmend ungesund.