Gesund aufwachsen – Ein gesundes Miteinander
Streiten – das machen nur die wenigsten gern. Wo Meinungen und Bedürfnisse aufeinanderprallen, kann es laut und unangenehm werden. Wenn die eigene Welt ins Wanken gerät, werden oft die metaphorischen Krallen ausgefahren. Und das nicht ohne Grund. Wir alle haben den Wunsch nach der Kontinuität unserer Lebensrealität und wollen das verteidigen, was wir kennen und schätzen. Doch was, wenn diese Strategie aus einem miteinander Ringen zu einem Gegeneinander wird? Wenn im Anderen kein*e Verhandlungsparter*in, sondern eine Feind*in gesehen wird? Das erleben wir als Pädagog*innen in Schulklassen, in denen eine gesunde Streitkultur in den Hintergrund gerät und Beleidigungen und Mobbing hervortreten. Wir sehen es in Beziehungen, in denen eine gewaltvolle Sprache gewählt wird und es wichtiger erscheint, Recht zu haben als auszuhandeln. Und wir beobachten es in den Sozialen Medien, wo erbittert gefochten wird, um das eigenen Weltbild zu beschützen.
Dies sind in den seltensten Fällen die Strategien gewaltvoller Menschen, sondern der Versuch, unbefriedigte Bedürfnisse zu stillen. Wir alle sehnen uns nach Zugehörigkeit. Wir möchten Teil eines größeren Ganzen sein, einer Gruppe, einer Gemeinschaft. Doch oft greifen wir dafür auf Strategien zurück, die uns und anderen eher schaden als nützen. Da werden fremde Gruppen abgewertet, um die eigene aufzuwerten und das „Wir“-Gefühl zu stärken. Doch in solchen Gruppen kann man selbst schnell ins Abseits geraten, wenn man nicht mehr ihren starken Normen entspricht.
Demokratiebildung setzt an den unbefriedigten Bedürfnissen an. Sie fragt „Was brauchst Du gerade, um Dich im Miteinander wohl zu fühlen?“. Wenn wir Zugang zu unseren tatsächlichen, inneren Wünschen bekommen und uns nützliche Strategien zur Verfügung stehen, kann ein gesundes Miteinander gelingen. Als Pädagog*innen des Kinder- und Jugendbüros begleiten wir Heranwachsende in diesem Prozess und bringen Sie in Kontakt mit sich selbst und Anderen. Wir unterstützen Sie dabei, ihre eigene „Stimme“ zu finden und diese auch zum Ausdruck zu bringen. Wenn wir das lernen, ist ein großer Schritt in Richtung einer gesunden und demokratischen Gesellschaft getan.